Besuchsbericht Annabel von Schickh

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Seit einem Monat bin ich schon hier in St. John’s. Ich kann es ehrlich gesagt immer noch nicht ganz fassen, dass ich jetzt in Indien bin und auch noch zwei Monate mehr bleiben werde. Doch obwohl es erst ein Monat her ist, dass ich am Flughafen von Trivandrum angekommen bin, habe ich das Gefühl, ich wäre schon seit etwa einem halben Jahr hier. Das liegt daran, dass einem die Menschen in St. John’s mit einer unglaublichen Herzlichkeit und Freundlichkeit begegnen, sodass man gar nicht anders kann, als sich von Anfang an hier wohl zu fühlen. Ausserdem habe ich bis jetzt schon soviel hier erlebt, dass ich wahrscheinlich ein ganzes Buch damit füllen könnte, hier möchte ich aber erst einmal die wichtigsten Erlebnisse aufschreiben. 

 Als ich am Flughafen nach einem langen und anstrengenden Flug ankam, wartete schon ein Fahrer von St. John’s auf mich, um mich in meine Unterkunft für die nächsten drei Monate zu bringen. Ich wohne in „Sanni Bhavan“, in dem auch die Mädchen untergebracht werden, die hier dauerhaft leben.

Gleich am ersten Tag konnte ich schon in den Unterricht, vor allem um erstmal zu sehen, was in den nächsten Wochen auf mich zukommt, und was meine Aufgaben sein werden. Vorrangig bin ich hier, um die Kinder hier in St. John’s und in Pappala zu unterrichten. Pappala ist ein kleines Dorf, nicht weit entfernt von St. John’s. Die Kinder werden dort von St. John’s und der SANNI Foundation unterstützt, damit sie eine Schule besuchen können. Morgens habe ich immer Unterricht, über den morgen verteilt meistens drei verschiedene Klassen, bis jetzt vor allem die jüngeren Kinder, da die älteren Klassen am Anfang meines Besuches Examen geschrieben haben, und sich natürlich auf diese vorbereiten mussten. Den jüngeren Kindern müssen vor allem Grundlagen der Englischen Sprache beigebracht werden, dazu gehören vor allem einzelne Wörter oder Ausspracheregeln. Damit es nicht langweilig wird, malen wir zu jedem neuen Wort, das wir lernen, kleine Bildchen. Bei den älteren Kindern geht es dann schon um richtige Sätze oder auch um die englische Grammatik. Ausserdem gibt es einen Computerkurs für die Klassen, der nachmittags stattfindet und bei dem ich den Kindern grundlegende Funktionen von Computern beibringen kann, Word etc. Dreimal, Dienstags, Donnerstags und Samstags, geht es dann nach Pappala, wo ich abwechselnd die älteren oder die jüngeren Klassen unterrichte. Auch die Kinder hier sind unglaublich herzlich und gar nicht so zurückhaltend wie man das vielleicht von sich zuhause kennt. Sofort nachdem ich angekommen bin, kamen sie auf mich zu und haben mir alle möglichen Fragen über mich und meine Familie gestellt. Auch wenn ich leider die Landessprache, Malyalam, nicht beherrsche und auch die Kinder hier kein perfektes Englisch sprechen, konnten wir uns immer, fast ohne Probleme verständigen, notfalls auch mit Händen und Füssen. Mittlerweile habe ich mich sehr gut mit den Kindern angefreundet und wir sitzen oft zusammen, z.B. nach dem Unterricht am Spielplatz, und erzählen oder spielen etwas gemeinsam.

An jedem Donnerstag und Freitag finden hier die sogenannten Village Camps statt. Das sieht dann so aus, dass eine Gruppe von drei Schwestern, einem Arzt und einem Fahrer in verschiedene Dörfer hier in Kerala fahren und dort Diabetik Patienten untersuchen und behandeln. Obwohl ich an sich nicht viel mithelfen kann, schliesslich läuft das nach einem festen Plan und ich bin kein Arzt, sind das meiner Meinung nach, die interessantesten Tage für mich. Während der Fahrt und den Camps sieht man so viele verschiedene Dinge und Leute. Man sieht die Umgebung hier und manchmal ergibt sich auch die Gelegenheit, sich mit Landesmenschen zu unterhalten und etwas über deren alltägliches Leben zu erfahren, was mir immer am meisten Spass macht.

Gleich in meiner ersten Woche gab es am Samstag ein Arts Festival. Dort haben sich viele verschiedene Kinder von verschiedene Schulen und Kirchen in St. John’s getroffen, um eine Art Wettbewerb zu veranstalten. Dabei gab es drei Kategorien: vorsingen, vortanzen und eine Textstelle vortragen. Obwohl ich von dem gesagten nicht viel verstehen konnte, war es sehr schön und auch interessant für mich, zu sehen, was es hier für Tänze und Lieder gibt (die wirklich grundverschieden sind). Es gab insgesamt drei „Bühnen“ und den ganzen Tag über konnte man von Bühne zu Bühne wechseln und sich die verschiedenen Vorträge angucken.  

Ich bin in meinem Leben schon in verschiedenen Ländern gewesen, manchmal als ein Austauschschüler, manchmal als Tourist, aber ich muss sagen, noch nie bin ich so freundlich empfangen worden, wie es hier in St. John’s der Fall war. Mit den Kindern hier, sowie auch in Pappala habe ich immer Spass, sei es im Unterricht oder in der Freizeit beim spielen und erzählen. Beeindruckend ist, wie fröhlich und voller Lebensfreude alle Kinder hier sind, egal wie schwer sie es haben. Aber auch die Mitarbeiter sind herzlich und helfen sofort, falls es mal eine Frage meinerseits gibt. Es ist wirklich toll, zu sehen, wie hier die Menschen zusammenleben, fast wie in einer grossen Familie. Mittlerweile habe ich das Gefühl, auch ein Teil, zumindest ein kleiner Teil, der St. John’s Familie geworden zu sein und freue mich sehr auf meine nächsten beiden Monate hier.

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